Die  AV36 "Mini-Fauvel"

Ein echtes Scale-Modell aus EPP ist eine große Herausforderung, denn es soll vorbildgetreu aussehen und gleichzeitig gute Flugleistungen und .-eigenschaften bieten. Nach den guten Erfahrungen mit der 3,25m großen Fauvel AV36c haben wir diese kleinere Version entwickelt. 

Die Fauvel AV36 ist etwas weniger gestreckt als die AV36c und daher als Vorbild für ein mittelgroßes Flugmodell noch besser geeignet (höhere Re-Zahlen). So konnten wir die Flügelgeometrie wirklich scale auf das Modell übertragen. Eine spezielle Profilierung und die leichte Bauweise dienen der Anpassung an die geänderten aerodynamischen Bedingungen. 

Die Daten des Modells:

  • EPP-Scale - Segelflugmodell im Maßstab 1:6 mit 1,99m Spannweite
  • Profilierung von Peter Wick für Hangflug und flotten Thermikflug.
  • Fluggewicht 650g - 800g
  • Steuerung über Elevons (kombinierte Quer-/Höhenruder) >> nur 2 Servos
  • Bausatzinhalt: EPP-Flügel, CNC-geschnitten mit allen Holmeinschnitten, EPP-Rumpf, Balsa-Ruderleisten,  CNC-geschnittene Seitenleitwerke, 2 Ruderhörner, Bauanleitung.

Die Erprobung der Mini-Fauvel AV36

Die hohe Streckung (über 10) lassen in Verbindung mit den PW-Profilen und der niedrigen Flächenbelastung (nur 17g/dm²) einen Hangsegler erwarten, der auch bei mäßigen Bedingungen noch "oben" bleibt. 

Da bei uns großräumig geflogen wird und um bei kräftigem Wind flott gleiten zu können, wurde das Test-Modell vollflächig gestrappt und mit leichtem Tape bespannt ... kritische Flugeigenschaften würden sich in dieser besonders glatten Bauweise am deutlichsten zeigen, was für die Erprobung besonders wichtig ist.

Für die Optik und Flugleistung wäre ein oval verschliffener Rumpf besser, denn die Maße der Mini-Fauvel sind sehr vorbildgetreu - man kann sie wie das Vorbild aussehen lassen, Aber ich habe den Rumpf mit Absicht nicht verschliffen, nur so kann ich seinen Einfluss auf die Flugeigenschaften testen (kantige Rümpfe haben mehr Widerstand und sind anfälliger auf Seitenwind und Böen).

Die ersten Flüge des Prototypen der Mini-Fauvel fanden bei trüben Bedingungen statt ... wenig Wind (2bft), kaum Thermik, 7/8 Bewölkung, aber der Hang hat etwas getragen. Wir (mein Sohn, siehe Bild unten - und ich) haben das Modell gleich auf Herz und Nieren getestet siehe Video. Dabei hat sich folgendes gezeigt:

  • Die Mini-Fauvel ist flott, trotz der niedrigen Flächenbelastung. Rumgurken mag sie nicht.
  • Auftrieb nimmt sie sehr gut an - es reicht schon wenig Wind, um sich am Hang zu halten.
  • Abwindgebiete können zügig durchquert werden ohne übermäßigen Höhenverlust.
  • Der Kunstflug ist originalgetreu: Loopings gehen klasse, Rollen dauern etwas ...
  • Für guten Durchzug ist das Modell zu leicht.
  • In engen Thermikblasen fliegt sie (zumindest in der bespannten Ausführung) zu schnell. 
  • Die Fluglage ist ruhig und stabil, aber nicht selbststabilisierend ... logisch, so ganz ohne V-Form ;-)
  • Bei voll durchgezogenem Höhenruder geht sie in den Sackflug und lässt sich so auf kleinen Landefeldern landen.
  • Die Mini-Fauvel neigt nicht zu Strömungsabrissen - das erstaunte uns positiv.

Nach vielen weiteren Flügen bei unterschiedlichsten Bedingungen sind wir von dem Modell überzeugt, sie fliegt wirklich gut. Seht es euch am besten selbst an auf den Videos mit und aus der Mini-Fauvel ... ;-)

Die Mini-Fauvel bei / nach erfolgreichem Erstflug.

So baue ich die RC-Anlage gewichtsoptimiert und unsichtbar ein:

Zuerst sollte der Rumpf ocval verschliffen werden wie das Original - das worde hier nicht gemacht, s.o. Anschließend die Nase (4-5cm) glatt absägen und ein Fach für Akku und Empfänger (dieser liegt im Flug oben auf dem Akku) in den Rumpf schneiden, dazu benutze ich ein U aus heißem Draht (es geht aber auch mit einem Messer und "pulen" oder fräsen). Dann wird noch im Rumpf ein Kanal für die Servokabel von der Nasenleiste zum Empfänger geschaffen (mit heißem Draht oder kleinem Lötkolben eingeschmolzen) - und fertig ist der Rumpfausbau.

Der Akku (gelb, 2x2 AA-Zellen) ist mit PU-Leim fest eingeleimt, das erhöht die Stabilität des Rumpfes. Der Empfänger liegt obenauf und wird direkt eingesteckt. Natürlich ließe sich ein Schalterkabel einbauen. doch ich verzichte auf unnötige Dinge - was nicht dran ist, kann nicht kaputt gehen - das ist eine Grundregel vom Slope-Combat ;-)

Die abgeschnittene Rumpfspitze wird nicht fest angeklebt, sondern nach dem Bespannen (hier in rot) mit einem Streifen Tesa nur unten am Rumpfboden befestigt, oben halten sie 2 kleine Magnete ... so kann sie jederzeit einfach nach vorne aufgeklappt werden.

Die Servos sitzen in der Unterseite, da hatte es genug Platz vor dem Holm für die HS81MG - ich wusste da noch nicht, wie schwer bzw. leicht das Modell werden würde - also habe ich an Gewicht gespart, wo es nur geht. Mit Erfolg, diese Mini-Fauvel wiegt nur 670g ... voll getrappt, bei 2m Spannweite!

Durch die Montage der Servos auf der Unterseite werden die Ruder oben angeschlagen ..... aerodynamisch ist das die zweitbeste Lösung, aber für mich hat es 2 Vorteile:  Erstens teste ich so gleich den "worst case" und zweitens sieht es auf den Bildern besser aus ;-)

Beim nächsten Bau würde ich folgendes anders machen:

  • Den Rumpf oval verschleifen, eine kleine Landekufe aus Kiefernleiste ankleben und ein paar Kennungen aufkleben >>> dann sieht das Modell original aus.
  • Den Servoeinbau etwas weiter außen. Gute 10g-Servos mit Metallgetriebe sollten für Segler dann ausreichen.
  • Für Flüge in der Ebene eine leichte F-Schleppkupplung in die Nase bauen.
  • Für E-Antrieb würde ich diesen Schweizer Motorsegler nachbauen, das geht sehr einfach. Mit einer Günni-Luftschraube ist das leicht, robust und einmalig - wie das Vorbild ;-))
  • Wenn es ein Hangflugmodell werden soll, käme ein zusätzliches 4mm Kohlerohr in den Mittelflügel und Finnen aus Balsa  - die sind zwar schwerer, aber auch fester als bespanntes Depron.